Contribution - The Best Of 1985-1999
SPV Recordings - 1999
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Tracklist:
- Hallowed Ground
- Gettysburg
- Nothing To Fear
- Gunfire At Midnight
- The Solution
- Partners
- The Light Of Day
- The Warrior's Son
- We Are No Man - Acoustic Version
- The Siege
- Tell Her That I Love Her
- The Other Side
- My Friend, My Friend
- Trial By Fire
- Contribution
- My Way To You
Versions:
- SPV Recordings - 1999 - CD Digipack
- Blue Rose Records - 2018 - CD Digipack
Reviews
BEILAGE DER NORDWEST-ZEITUNG (NWZ), INSIDE vom 18.02.2000
Ganz so alt, wie sie sich auf dem CD-Cover geben, sind die Brandos natürlich noch nicht. Trotzdem macht das fotogene Spiel mit der Geschichte durchaus Sinn bei dem Quartett aus Seattle: Wie kaum eine andere Band kombinieren The Brandos nämlich straighten Rock mit traditionellem irischen Folk. Der Party-taugliche Mix brachte ihnen zwar eine treue Fangemeinde ein, nicht aber den erhofften großen Durchbruch. Ändern könnte sich das jetzt ausgerechnet mit dem Best-Of-Album "Contribution": Denn das bietet nicht nur "Klassiker" wie "Gettysburg" oder "We Are No Man" sondern mit dem einzigen neuen Song "Hallowed Ground" endlich auch jene Hymne, die den Irish Pubs der Welt noch fehlte.
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MUSIK EXPRESS SOUNDS (Nr. 03 - Mrz. 2000, Seite 79)
Den ungeliebten Ruf als Creedence Clearwater Revival für Arme werden sie wohl nie loswerden. Was nicht ganz fair ist, denn dass Sänger und Chefkomponist David Kincaid eine ebenso markige Stimme mit sich herumträgt wie John Fogerty, gereicht ihm nur zum Vorteil. Auch die Brandos-Songs - kerniger Rock'n'Roll mit einem Schuss Folklore - wirken wohltuend frisch. Die Zwischenbilanz der Band aus Seattle spannt sich über eineinhalb Jahrzehnte und fünf Alben - genug Stoff für eine makellose Highlight-Compilation. Und da zeigt sich, dass auf die Brandos Verlass ist: Ihre Rootsrock-Mischung betreiben die Vier mit gleichbleibender Qualität und einem schier unerschöpflichen Repertoire an einprägsamen Hooklines. Angefangen bei frühen Krachern à la "Gettysburg" oder "Nothing To Fear" über Erfolge wie "Gunfire At Midnight" bis hin zum aktuellen und nur auf diesem Album zu findenden Ohrwurm "Hallowed Ground" - mit ein paar einfachen Gitarrenriffs, dem gelegentlichen Geplucker einer Mandoline und einer ausdrucksstarken Stimme beweisen die Schmalzlockenträger, dass die Welt des handgemachten Rock'n'Roll ohne die Brandos ein gutes Stück ärmer wäre. (pb) *****
***** "Muß man hören" (ME/Sounds)
WEB-FUNDSTÜCKE
Weisheit und Rebellion
Manche Bands verschwinden auf "mysteriöse" Weise aus dem Bewusstsein der potentiellen Fans. Während weitaus weniger profilierte Musiker im kollektiven Gedächtnis haften bleiben, sind die betroffenen Künstler meist nur noch ihren treuesten Fans und einer erlesenen Schar von Kritikern ein Begriff. Auch die Brandos sind so ein Fall. Obwohl die Band scheinbar untrennbar mit den Begriffen "Bodenständige Rockmusik" und "Rootsrock-Ethos" verbunden war, und die vier Musiker sich mit ihren Songs den Ruf als rechtmäßige Erben von Creedence Clearwater Revival erspielten, war ihre künstlerische Entwicklung bei näherer Betrachtung wesentlich differenzierter und weit weniger stereotyp, als es das Klischee vom "rocker everybody was waiting for" vermuten ließe.
So kommen die Brandos - sie sind vier: Dave Kincaid (vocal, guitar), Larry Mason (drums, vocal), Ernie Mendillo (bass, vocal) und Ed Rupprecht (guitar, vocal) - nicht, wie fast alle zu wissen bzw. zu hören glauben, aus dem Süden der USA, sondern aus New York. 1987 spielten die Brandos ihr erstes Album ein - "The Honor Among Thieves" - zu guten Konditionen bei der großen RCA und mit großem Erfolg beim (europäischen) Publikum. Ein zweites Album wurde zwar aufgenommen, von der Plattenfirma aber nie veröffentlicht. RCA wechselte das Management und kündigte aus modischem Kalkül 20 Rockbands die Verträge.
Die Brandos waren kurzzeitig out, machten aber unbeirrt weiter und ließen vier prachtvolle Rockalben folgen, die genug Stoff für eine makellose und ohne Ausnahme hörenswerte Kompilation von 16 Songs bieten. "Contribution - The Best of 1985 - 1999" ist eine ebenso kluge wie wohlklingende Auswahl aus den bislang fünf Silberscheiben des rockenden Quartetts aus New York - eine prall gefüllte Folkrock-Wundertüte.
Angefangen bei frühen Hits wie den kraftvoll- vorwärtsdrängenden "Gettysburg" und "Gunfire At Midnight" über die unverwechselbar-melancholischen Folkrock-Songs "The Solution" und "Tell Her That I Love Her" bis hin zum aktuellen und nur auf diesem Auswahl-Album zu findenden Ohrwurm "Hallowed Ground" - mit ein paar einfachen, aber eingängigen Gitarrenriffs, dem gezielten Einsatz von Mandoline und Pedal Steel Guitar und der ebenso markigen wie ausdrucksstarken Stimme von Dave Kincaid gelingt den Brandos der (musikalische) Beweis, dass so genannter "ehrlicher" Roots-Folkrock auch drei Jahrzehnte nach Creedence Clearwater Revival noch seine Berechtigung hat und erfolgreich sein kann.
Dave Kincaid wird häufig mit John Fogerty verglichen, was ihn aber durchaus freut. Wie der Sänger von CCR, stammt auch er von der San Francisco Bay; wie Fogerty dem Hippie-Trend, trotzt Kincaid den Popdiktaten von Los Angeles mit antikalifornischer Archaik und unbeirrtem Traditionsbewusstsein. Statt der simplen Schwarzweiß-Ideologie vieler Rockpuristen ist der Musik der Brandos aber Melancholie verordnet; eine Leidenschaft, die klug und skeptisch um sich selbst kreist und auf intelligente Art Weisheit und Rebellion zu verknüpfen versteht.
Heimo Mürzl
Gefunden bei: www.wienerzeitung.at
WEB-FUNDSTÜCKE
Generationskonflikte und schmissige Trauermusik
Dass „The Brandos“ in ihrem Sound zeitgenössische Kompositionsprinzipien der amerikanischen Ost- und der Westküste vereinigen, betrachtet Dave Kincaid, kreativer Kopf dieser Band, als ihre (und seine) hauptsächliche Leistung.
1985 war er, bis dahin Sänger, Leadgitarrist und Songschreiber der „Allies“, einer glücklosen Band aus dem pazifischen Nordwesten, aus dem vor der Geburt des Grunge keineswegs tonangebenden, sondern eher provinziellen Seattle nach New York City gegangen, um in der musikalischen Hauptstadt der USA nach tonalem Gold zu graben. Er schloss sich der Gruppe „Soul Attack“ an, die eine Gemenge aus „REM, Creedence und Motown“ spielte – in der festen Absicht, den Soul-Appendix samt dem soulsüchtigen Drummer baldmöglichst zu kappen und mit Bassist Ernie Medillo und Gitarrist Ed Rupprecht neue Wege zu gehen.
Das Projekt nannte man „The Brandos“ – unter diesem Namen waren „Soul Attack“ bei Billig-Gigs als ihre eigene Vorgruppe aufgetreten, mit Sonnenbrillen und Hüten gaghaft getarnt.
Das Best-of-Album „Contribution: best of 1985 – 1999“ (erschienen bei SPV) zeigt nun, was in 15 Jahren aus dieser Formation geworden ist. Sie erlebte nach zunächst hoffnungsvollem Aufstieg mit Europatourneen und Musikpreisen 1990 einen jähen Einbruch – man hatte sich nach Indie-Anfängen dem Major-Label RCA anvertraut und wurde von diesem prompt fallengelassen, als die Zeiten auch für das US-Musikgeschäft unter der Golfkrieg-Krise schlechter wurden. Der Wechsel zu dem deutschen Label SPV erwies sich als schwierige Segnung – die US-Partner beharrten lange auf der Wahrung alter Verträge.
Die Sammlung von 16 Songs (Gesamtspieldauer 72:31 Minuten!) ist eben so gehaltvoll wie abwechslungsreich. Bemerkenswerter noch als die amerikanische Ost-West-Fusion dringen daraus deutlich folkloristische Wurzeln ins Ohr – viele Songs wirken im Kern wie iroschottische Traditionals, denen gängige Rockelemente aufgeschmolzen wurden. An alte Whaling Songs etwa, Lieder der rauhen Walfänger, lehnt sich „Partners“ an, in dem sich keifende Zwischenrufe und tosende Trommelbrandung als Akzente über die Soundkulisse aus Mandoline, Banjopicking und düsterem Männerchor erheben. Dieser Song stammt aus dem 1992 veröffentlichte Album „Gunfire At Midnight“.
Andere Songs, die Kincaid mit Carl Funk, einem offenbar begnadeten Partner seiner frühen Jahre geschrieben hat, meistern das gewaltige Wagnis, Probleme der amerikanischen Historie und Gegenwart aufzuarbeiten, ohne larmoyant zu werden. „Gettysburg“ (aus dem Album „Honor Among Thieves“, 1987) besingt eine der bekanntesten Schlachten des Bruderkriegs von 1861–65, der in unzählige meist einseitig glorifizierte Gemälde, Filme und Romane über den Krieg zwischen „den Grauen und den Blauen“ oder „Rebels und Yanks“ eingegangen ist. In „The Warrior’s Son“ (von dem Album „The Light Of Day“, 1994) diskutiert Kincaid das Verhältnis zu seinem Vater: Der ist als patriotischer Amerikaner irischer Abstammung stolz darauf, Veteran des Vietnamkrieges zu sein, Sohn Dave verweigert sich dem Waffendienst und dem durch diesen geprägten Wesen des Vaters. Er lernt aber im Laufe seines Lebens, seinen Vater dennoch zu respektieren, ja stolz darauf zu sein, der Sohn des Kriegers zu sein. Mit dem martialischen Pochen der Bodhran-Trommel, dem trotzigen Biss der Mandoline und dem überschwänglichen Jubilieren der Penny Whistle bringt Multi-Instrumentalist Kincaid das musikalische Arsenal seiner geistigen Heimat an der Rockfront zum pazifistischen Einsatz.
Mit „We Are No Man“, 1995 als Bonustrack der Single „The Light Of Day“ veröffentlicht, beweisen die „Brandos“, dass sie sich mühelos und glaubwürdig auch in lateinamerikanischer Gangart bewegen können. „The Other Side“ (aus dem 1996 veröffentlichten Album „Pass The Hat“) erinnert mit nagelnden Gitarren ein bisschen an den Westcoast-Rock der siebziger und achtziger Jahre. „My Friend, My Friend“ wagt sich mit jaulender Lap steel gar noch einen Schritt weiter, fast in die Niederungen des Country.
Kincaids rauher Gesang und die kantige Soundmischung sprinkeln jedoch immer gerade genug zeitgenössischen Alternative-Schotter über die schillernden, vielen Progressiven anrüchig scheinenden Sümpfe der Retro-Verliebtheit, um die „Brandos“ stets ganz knapp, doch jederzeit erhaben darüber hinwegschweben zu lassen. Kincaid hat der Blütenlese aus fünf Alben zwei bislang unveröffentlichte Schmankerln beigefügt: „My Way To You“, 1985 als Demo auf dem Cassettenrecorder aufgenommen, zeigt die ungeschminkten Qualitäten der „Brandos“. Der wahre Knaller ist der Aufmacher „Hallowed Ground“: eine Ode an einen im Elend gestorbenen Freund, als schmissiger Trauermarsch, ergriffen, doch niemals weinerlich.
Stephan Görisch - 13.1.2000
Gefunden bei: www.echo-online.de